Ausgedärmt
Mein Alltagsleben ist grade mehr oder minder frustrierend, aber nicht besonders spannend.
Trotz elitärer Abinoten hab ich Jahre später nichts gepackt, nein, aktuell bin ich sogar sehr pleite.
Immerhin hat der letzte Kontoauszug mir nicht nur die Sprache verschlagen, sondern er war auch der nötige Anreiz um meine Litanei zu beenden. Ich habe heute tatsächlich den ganzen Tag am PC verbracht und Jobs gesucht.
Der Traum mein Leben sinnvoll zu gestalten und fernab der großen Karrierepfade zu schreiten......
Vielleicht hätte das sogar klappen können, hätte ich ein paar falsche Entscheidungen weggelassen. Und wäre nicht jedes Mal entweder weggelaufen oder mit dem Kopf gegen die Wand gerannt.
Aktuell lenke ich mich mit der zwanzigmilliardsten Diät von meinen wirklichen Problemen ab. Ich hab es auch zum einmilliardsten Mal geschafft die ersten 2, 3 Kilogramm abzunehmen.
Abnehmen in einer Beziehung geht das überhaupt? Ich hoffe ja, denn ich bin seit einem Jahr verlobt. Aber bisher habe ich immer nur nach Trennungen wirklich viel abgenommen.
Das Problem ist, dass ich immer nur zuviel oder zu wenig essen kann. Entweder ich hungere oder ich esse eben genussvoll und lasse mir auch nicht die Butter vom Brot nehmen, oder die Sahne aus der Lieblingspfanne, oder die Mayo zu den Pommes.
Ich habe selten wirkliche Fressanfälle, ich glaube die hat ja jeder mal, aber ich esse einfach gerne deftig. Ich weiß also woher die Kilos kommen.
Dabei bin ich theoretisch sogar sportlich. Wobei ich bei einem Gewicht, wie ich es im Moment habe, wenig Lust habe in kurzen Sportklamotten durch die Welt zu hüpfen. Da neige ich dann leicht zur sozialen Phobie.
Nunja aktuell esse ich wieder kaum etwas. Das geht solange gut bis ich mich erkälte und meine mich mit allerlei Säften und "ordentlichem" Essen aufpäppeln zu müssen oder bis sich (mit oder ohne vorherigem Fressgelage) die alten Gewohnheiten wieder einschleichen.
3-8 kg rauf und runter, das mache ich seit Jahren ein oder zwei mal im Jahr. Und meistens wiege ich im Endeffekt mehr als jemals zuvor. Clever!
Im Moment findet meine Verdauung das aber gar nicht lustig. Da wollte ich mir schon Sauerkrautsaft holen um nachzuhelfen.. nun stelle ich fest, dass das absolut nicht mehr notwendig ist, ganz im Gegenteil.
Jaja, trivialer geht es nicht..
"Ausgedärmt" hab ich übrigens von Wikipedia. Und da mache ich mir Sorgen um meinen notorisch ironischen Unterton:
"Der Delinquent wurde also einer Kombination äußerst quälender strafender Handlungen mit schließlich tödlichem Ausgang unterzogen, von denen eine das Ausdärmen/Ausweiden war, das freilich auch postum vorgenommen werden konnte."
la jaz am 16. Juli 13
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Du, ich und die Egozentrik
Ich hatte schonmal einen Blog hier - und der handelte von mir und meinen Zukunftsplänen (alle gescheitert, oh wunder).
Jetzt schreibe ich über meine Krankheit. Und wenn ich die anderen Blogs durchlese, stelle ich fest, dass mindestens ein Drittel von psychischen Krankheiten handelt. Bulimie, Zwangsstörung, Depression.. alle sind krank.
Das wundert mich aber gar nicht so sehr. (Ich spare mir mal die Ausführungen darüber, dass es genug Dinge gibt, die einen in dieser Welt krank machen können.)
Aber so literarisch gesehen.. will sowas eigentlich noch jemand lesen? In einem Blog?
Ich habe ein autobiographisches Buch von einer Magersüchtigen gelesen. Das Buch war vom Spiegel hochgelobt. Es hat mir gut gefallen, da ich mich in vielen Denkweisen wiederfinden konnte, aber es war nicht grade genial geschrieben. Trotzdem tolle Verkaufszahlen.
Dass Betroffene und Angehörige phasenweise alles lesen was ihnen in die Hände fällt verstehe ich. Wieviele Nächte hab ich selbst schon in Blogs und Foren verbracht, auf der Suche danach mich zu verstehen. Der einzige Effekt war meist, dass ich mich weiter runtergezogen habe.
Aber der Rest der Bevölkerung..? Naja, lag vielleicht an der Spiegel-Empfehlung.
Ich will nicht über das Buch oder andere Blogs lästern, höchstens über meine eigene Egozentrik.
Aber ich denke, wenn man über eine psychische Störung schreiben und informieren will, wäre es toll dabei auch einen literarischen Reiz zu bieten. Ein Buch z.B. halb-fiktional zu gestalten, so dass man eine echte Storyline und echte Spannung erzeugt (würdet ihr lieber Shades of Grey lesen oder einen Blog, in dem jemand seine ersten SM-Versuche und womöglich auch die peinlichen Fehlschläge schildert?).
Tja, ich hab versucht so etwas zu Papier zu bringen und wie bei vielen Dingen habe ich meine kleinen Allmachtsfantasien, dass ich könnte, wenn ich wollte. Ich könnte einen Bestseller schreiben, wenn ich es nur zuende bringen würde. Kein Problem. Der wär in zwei Tagen runtergetippt. Hmm jaja. Tatsächlich hab ich zwei Tage für 10 Seiten gebraucht, die mir nicht so recht gefielen und dann aufgegeben.
Ich hoffe, dass mir das Bloggen nun irgendwie weiterhilft. Mich inspiriert.
Ich habe aber beim Blog, genauso wie beim Roman, eigentlich Angst wirklich alles niederzuschreiben. Ich habe in den letzten zwei Jahren so viele abstruse Dinge getan, die wohl kaum jemand nachvollziehen kann. Ein Roman würde automatisch als vulgäre Provokation aufgefasst, falls er denn überhaupt bei irgendwem Beachtung fände.
Aber andererseits ist der Blog auch ein Tagebuch, in dem ich aktuelles Geschehen beschreiben und verstehen will und Vergangenes bewältigen will.
Warum tue ich das nicht in einem Tagebuch? Ist die Verzweiflung und Hoffnung, dass einen irgendjemand versteht und als Wunderheiler aus dem dunklen (Inter-)Netz aufersteigt so groß?
Warum schreibt ihr kein Tagebuch?
Ich glaube, ich verschließe die Augen vor meiner Egozentrik..
la jaz am 16. Juli 13
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Wortspiel
In der Schule war ich nicht sehr beliebt. Zu arm, zu mopsig und zu gute Noten. Aber ich habe nicht daraus gelernt und musste unbedingt eine Alliteration in meinen Blog-Titel einbauen.
Nunja, dass ich mich schwer darin tue aus meinen Erfahrungen zu lernen, das ist ja nichts neues.
Aber was soll der Schmarn nun?
Für Borderline-Anfänger:
Borderline ist eine Persönlichkeitsstörung.
Laut dem Wissensgott Wikipedia wurde der Begriff in ähnlicher Form zum ersten Mal 1884 verwendet.
Seitdem gab es den in der Psychologie üblichen Hickhack darüber, ob es die Krankheit überhaupt gibt und wie sie zu definieren ist. Jede psychologische Schule hat ihre eigenen Theorien über das Entstehen der Krankheit und über ihre Behandlung.
Laut meiner eigenen persönlichen Einschätzung hat Borderline inzwischen eine ähnliche Anerkennung wie ADHS (wobei es difuserweise auch Zusammenhänge zwischen den Krankheiten geben kann). Burn-out ist ähnlich beliebt.
Borderline ist medizinisch weitestgehend anerkannt. Trotzdem wissen wenige Menschen "was das ist". Bestenfalls haben sie mal etwas von ritzenden Emokindern gehört, wobei dieses "Vorwissen" einem Betroffenen, der seine Angehörigen informieren will auch nicht entscheidend weiterhilft.
Eine Borderline-Diagnose wird ausgestellt, wenn auf einen Patienten 5 von 9 Kriterien zutreffend, die - verkürzt dargestellt - alle entweder beziehungs- oder selbstzerstörerisch sind.
Wikipedia betont jedoch gleich im ersten Absatz, dass die Krankheit eine hohe Komorbidität aufweist. Damit sind wir dem Blog-Titel schon ganz nahe.
Komorbide ist eine Krankheit, wenn sie häufig mit anderen Krankheiten einhergeht.
Ich finde das alles als Betroffener ziemlich unschick, 5 zerstörerische Lebensmuster würden doch wirklich reichen, oder? Und auch ziemlich undurchsichtig. Denn Borderline ist eine Persönlichkeits-Störung, das heißt die Krankheit torpediert sowieso das ganze Leben, mehr geht doch gar nicht.
Depressiv zu sein stell ich mir einfacher vor. Da ist man halt traurig und liegt im Bett. Verdammt, Depressionen gehören ja auch ins Spektrum der Borderline-Komorbiditäten.. die kenn ich ja.
Nunja. Sprachlich lässt sich ja alles steigern. Außer ein paar bekannte Adjektive ("zumindest" - "zumindestens" und co). Und wieder hat Wikipedia die Antwort: Multimorbidität.
Und die Multimorbidität, die Mehrfacherkrankung, nimmt im Alter sogar noch zu, statistisch gesehen, das ist doch morbide!
PS: An alle Depressiven, Ritzer und alle Hörer von emo-tionaler Musik: Ich meins nicht so und bin mit allem Erwähnten gut bekannt.
Ich versuche sowohl mein Gejammer, als auch meine Wut auf manches hinter einem flapsigen zynischen Tonfall zu verstecken.
Zum einen weil es mir gefällt, weil ich solche Texte selbst gerne lese. Zum anderen ist der Borderliner an sich ja nicht unbedingt prädestiniert dafür seine Emotionen klar und unverstellt zu äußern. In sich hineinfressen, maskieren, herausbrüllen.. das geht.. aber so richtig.. einfach sagen wie`s ist.. ?
la jaz am 16. Juli 13
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